62
eine Reihe von Beschränkungen waren, die der Polizeigewall einen
weitgehenden Einfluß auf die Versammlungs- und Vereinstätigkeit
gestattete, ist durch das Reichsvereinsgesetz die Freiheit bedeutend
erweitert. Alle landesgesetzlichen Beschränkungen sind aufgehoben
und das Bereinsrecht auch den Frauen eingeräumt. Beschränkungen
erleiden nur noch die Veranstaltungen, welche mit einer Gefahr-
für Leben und Gesundheit der Teilnehmer verknüpft sind. Auf-
gelöst werden nur solche Vereine, deren Zweck den Strafgesetzen
zuwiderläuft.
Vereine, welche eine Einwirkung auf politische Angelegen-
heiten bezwecken, müssen einen Vorstand und eine Satzung haben.
Mitglieder des Vorstandes und die Satzungen sind innerhalb
14 Tagen nach der Gründung der Polizeibehörde einzureichen,
die eine Bescheinigung darüber erteilt. Ebenso sind alle Änderungen
der Statuten anzuzeigen. Satzungen und Änderungen müssen
in deutscher Sprache abgefaßt sein.
Wenn in Wahlzeiten eine Gruppe von Leuten zusammen-
tritt zur Förderung der Wahl, so ist das kein politischer Verein.
Jede politische Versammlung muß entweder 24 Stunden
vorher der Polizeiverwaltung angezeigt, oder durch öffentliche
Anzeige in der Zeitung oder durch Anschlag bekanntgegeben sein.
Zeit und Ort der Versammlung sind genau zu bestimmen.
Besprechungen zu Wahlzwecken oder von Arbeitern zum
Behufe der Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen
fallen nicht unter die Anzeigepflicht.
Öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Auf-
züge auf öffentlichen Plätzen oder Straßen bedürfen der Ge-
nehmigung der Polizeibehörde. Sie darf nur versagt werden,
wenn aus der Abhaltung der Versammlung oder der Veran-
staltung des Aufzuges Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu
befürchten ist.
Der Versammlungsleiter hat für Ruhe und Ordnung zu
sorgen, er kann die Versammlung auflösen.
Das Tragen von Waffen in solchen Versammlungen oder
Aufzügen ist im allgemeinen verboten.
Die Verhandlungen sind in deutscher Sprache zu führen.
Rur in den zweisprachigen Landesteilen, in denen die nichtdeutsche
Bevölkerung mehr als 60 °/rt der Bewohner beträgt, kann bis
1928 (20 Jahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes) der Mit-
gebrauch der anderen Sprache gestattet werden. Der Veranstalter ist
jedoch verpflichtet, dreimal 24 Stunden vor Beginn der Polizei-
behörde Anzeige zu machen und dabei anzugeben, in welcher
Sprache verhandelt wird.
Die Polizei darf in diese Versammlungen einen Beauftragten
entsenden, der sich dem Leiter als solcher vorzustellen hat. Ihm
muß ein angemessener Platz eingeräumt werden.
Der Beauftragte kann die Versammlung unter folgenden
Gründen auflösen:
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
144
bereiten, welche noch mit Steinen das Korn zu Mehl zerreiben,
kennen kein Handwerk. So ist selbst jetzt der Farmer noch sein
eigener Handwerker, und der weit abgelegene Bauer bäckt das
Brot für eigenen Bedarf noch immer selbst. Nur da, wo sich feste
Niederlassungen gebildet haben, die Bedürfnisse mannigfaltiger,
der Geschmack und die Gewohnheiten verfeinert und wo ein ein-
zelner durch größere ausschließliche Beschäftigung auf bestimmtem
Gebiete zum Meister seiner Arbeit wird. lassen sich die allerersten
Anfänge des Handwerks erkennen.
Karl der Große machte mit seiner organisatorischen Befähi-
gung die Königshöfe zu Musteranstalten und gab in ihnen
auch dem Handwerk gute Unterkunft. Hier finden wir zuerst die
Ansammlung tüchtiger Handwerker für jeden einzelnen Beruf,
unter einem vorgesetzten Meister vereinigt; z. B. die Bäcker, welche
die Semmeln für den Bedarf des Königshofes backen. In den
Dokumenten der Abtei Corvei aus dem 9. Jahrhundert finden wir
ein Register der für dieselbe beschäftigten Handwerker, wo bereits
herrschaftliche Bäcker angeführt sind.
Diese damals unfreien und hörigen Leute, über deren Arbeits-
kraft vor allem der Arbeitsherr verfügte, durften ihr Handwerk,
nachdem sie ihre Verpflichtung für den Brotherrn erfüllt hatten,
auch öffentlich ausüben und für jede andere Kundschaft arbeiten.
Nach und nach zogen freie Handwerker zu, und es entstand die
Handwerkerzunft. Ihren Ausgang nahm dieselbe mit dem Auf-
kommen der Städte, mit ihrer Entwicklung und ihrem Gedeihen.
Die Zünfte verdanken ihre Größe den Städten und die Städte den
Zünften. Das Handwerk brauchte die Konzentration der Kund-
schaft. die Märkte und Messen, die in Städten und festen Ansied-
lungen abgehalten wurden, wo die Volksmassen zu bestimmten
Zeiten zusammenströmten, und zu denen nach und nach auch die
fremden Kaufleute erschienen, um ihre Ware gegen einheimische
Erzeugnisse zu vertauschen. Der Handwerker ließ sich deshalb auch
auf jenen Ansiedlungen, welche Marktrecht hatten, mit Vorliebe
nieder.
Wenn die Handwerker im Anfang auch nicht zu Zünften zu-
sammengekommen waren, so konnte der Zustand voller Gewerbe-
freiheit nur so lange Bestand haben, als die Städte in der Zu-
nahme an Einwohnern gleichen Schritt hielten. Als sich an dem
einzelnen Platz genügend Handwerker angesiedelt hatten, waren
die eingesessenen Handwerker darauf bedacht, ihr Arbeitsfeld zu
sichern und weiteren Zuzug fernzuhalten. Der Selbsterhaltungs-
trieb verlangte gebieterisch den Zusammenschluß. Nicht nur die
Handwerker allein, sondern auch die Konsumenten hatten daran
ein Interesse. Die Zunftvereinigung, welche eine wilde Kon-
kurrenz verhüten sollte, gab dem Konsumenten die Sicherheit, daß
diese Konkurrenz nicht auf Kosten der Qualität der zu liefernden
Arbeit geschehe. Je größer und geschlossener die Vereinigungen
der Handwerker wurden, desto bedeutender war ihr Einfluß bei
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
336
die eigene Einnahmensumme von 14 Millionen des Jahres 1903
auf 17 des Jahres 1906 und 20 des Jahres 1907 gesteigert.
111.
Und damit kommt der dritte Gesichtspunkt wirtschaftlicher
Würdigung der Kolonien zur Geltung, nämlich der, daß d i e
Kolonien auch Abnehmer werden für die in-
dù st r i e l l e n Erzeugnisse des M u t t e r l a n d e s , wie
dieses es ist für die landwirtschaftlichen und bergbaulichen Er-
zeugnisse seiner Kolonien. Die Wichtigkeit dieses Gesichtspunktes
tritt klar hervor, wenn man in Betracht zieht, daß die außerordent-
lich entwickelte Industrie des Deutschen Reiches notwendig auf den
Export angewiesen ist: wird ihr dieser unterbunden, so ist sie dem
Ruin und sind Hunderttausende von Arbeitern der Brotlosigkeit
überantwortet.
Im Konkurrenzkämpfe mit den übrigen europäischen Ländern,
sowie den Bereinigten Staaten von Nordamerika bezüglich des
Absatzes ihrer Erzeugnisse nach dem Auslande wird das Absatz-
gebiet immer kleiner, nachdem Länder, wie Japan und Indien,
welche bisher die besten Abnehmer von Jndustrieerzeugnissen von
Europa waren, sich anschicken, zunächst den eigenen Bedarf aus
eigener Arbeit zu decken, und England und Frankreich mit ihren
großen Kolonien Abkommen auf gegenseitige Bevorzugung ihrer
Erzeugnisse getroffen haben. Es ist eine Existenzfrage für das
Deutsche Reich zu nennen, sich einen Markt zu sichern, welcher ein
sicheres Absatzgebiet für einen ansehnlichen Teil seiner industriellen
Erzeugnisse zu werden vermag, und dieser Markt liegt in seinen
Kolonien.
Erforderlich hierzu ist aber, daß wir die Bevölkerung der
Kolonien, die weit unter dem Stande der wirklichen Ernährungs-
fühigkeit ist, der Zahl und Bildungsstufe nach heben, daß wir sie
schaffend und kaufkräftig machen, und daß wir ihre Lebenshaltung
auf eine höhere Stufe bringen.
Was die Zahl der Bevölkerung anbelangt, so befindet sich die
Besiedelung mit Weißen noch in ihren Anfängen, die eingeborene
ist aber durch Krieg und Sklavensagden, sowie durch sonstige über-
mäßige Sterblichkeit in der Zunahme behindert gewesen. Der
Herstellung von Frieden und Ordnung nach Eroberung des Landes
muß sanitäre Berbesserung durch Bekämpfung der ungeheuren
Kindersterblichkeit, der eingeschleppten Seuchen und vorhandenen
Epidemien auf dem Fuße nachfolgen: Hand in Hand damit muß
die wirtschaftliche Eroberung gehen, die durch den Bau von Eisen-
bahnen die Produktion der Eingeborenen lebhafter gestaltet, und
die Eingeborenen selbst zu Käufern mutterländischer Erzeugnisse
macht. Endlich muß mit ihr Hand in Hand gehen die sittliche
Eroberung durch die Missionen, welche den Sinn für den Segen
der Arbeit, der Nächstenliebe und der Gesittung verbreitet. Das
sind alles Dinge, in welchen Deutschland schon im eigenen Lande so
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Japan Indien Europa England Frankreich Deutschland
315
bar, betrug doch die Gesamteinfuhr 1900 nicht weniger als 291000 t,
woran als der den deutschen Markt beherrschende Hauptlieferant
Britisch-Ostindien mit 210000 t beteiligt war.
Nach beendetem Mittagsmahle ruft die Pflicht zu neuer
Arbeit. Erst der Abend gibt uns dem Hause und der Familie
wieder und läßt Ruhe und Erholung von neuem zu ihrem Rechte
kommen. Wir nehmen ein sehr beliebtes Abendbrot zu uns,
Hering und Kartoffeln nebst einer Tasse Tee. Der Hering ist
ein unmittelbares Geschenk des Meeres; er stellt eines der un-
entbehrlichsten Nahrungsmittel der ärmeren Volksklassen Deutsch-
lands dar und ersetzt diesen in großem Umfange den Fleischgenuß.
Im Jahre 1900 betrug die Einfuhr Deutschlands an Heringen
rund 1139000 Faß im Geldwerte von 38 Millionen Mark. So
viel mußten wir leider noch an das Ausland für dieses Volks-
nahrungsmittel bezahlen. Wir können uns den Hering kaum
noch aus der Volksnahrung fortdenken, ein so alltäglicher, beliebter
Bestandteil ist er geworden. Leider ist unsere deutsche Herings-
fischerei noch nicht annähernd imstande, den vollen Bedarf der
deutschen Nachfrage zu decken. Auch hierbei find wir vielmehr
in hohem Maße auf andere Völker angewiesen. Demgegenüber
ist der Tee, der unser Abendgetränk darstellen soll, immer noch
vorzugsweise ein Genußmittel der bessergestellten Klassen, aber
auch seine Verbreitung schreitet rasch vor und bricht sich mehr und
mehr in allen Schichten der Bevölkerung Bahn.
Das Abendbrot ist eingenommen, und bald kommt die Zeit
der Nachtruhe heran. Die Petroleumlampe verbreitet eine an-
genehme Helligkeit im Zimmer. Wie war es doch zur Zeit unserer
Altvorderen so anders! Damals konnte man die Abendstunden
fast gar nicht für geistigen Genuß und Belehrung ausnutzen. Mit
dem Petroleum hat aber ein Kulturbringer allerersten Ranges,
ein machtvolles Förderungsmittel allgemeiner Geistesbildung seinen
Einzug gehalten; und wieder war es das Meer, das diesen Ein-
zug ermöglichte. Drüben, jenseits des Weltmeeres, in ^Nord-
amerika, fließen vor allem die Quellen, die uns den wunderbaren
Leuchtstoff liefern, und von dort bezieht auch Deutschland durch
das Verkehrsmittel der überseeischen Schiffahrt den weitaus größten
Teil seines Bedarfs an Petroleum, im Jahre 1900 rund 826 000 t
für 71 Millionen Mark bet einer Gesamteinfuhr von 990 000 t
im Werte von 84 Millionen Mark. So dient also der Seeverkehr
mittels Zufuhr des Petroleums im höchsten Maße der Verbreitung
von Bildung und Kultur.
Während wir uns aber anschicken, uns in unser Buch zu
vertiefen, meldet sich gleichzeitig noch ein Bedürfnis bei uns an,
dein die meisten erwachsenen Männer heutzutage mehr oder minder
unterworfen zu sein pflegen: es verlangt uns, zu rauchen. Unser
Pfeiflein ist billig, und sein Inhalt wird wahrscheinlich märkischer
oder pfälzischer Erde oder sonst einer vaterländischen Gegend ent-
stammen; es wäre aber um die Wohlfeilheit vermutlich schlecht
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands amerika Deutschland
A. Die staatlichen Gemeinschaften.
Ihre Verfaffung und Verwaltung.
I. Die Familie.
1. Die Familie als Grundlage des Staats.
Der kleinste, aber wichtigste Gesellschaftskreis ist die Familie.
Sie hat für die Gemütsbildung des heranwachsenden Bürgers
grundlegende Bedeutung. Sie ist der Ureis, in den der junge
Erdenbürger hineingeboren wird. Hier nimmt er seine ersten
Eindrücke auf, die am tiefsten im Gemüte haften, weil sie sich am
häufigsten wiederholen und mit den Vorgängen seines Lebens
in enge Verbindung treten. So entwickelt sich die Liebe zur
eilgern Heimat im Herzen, zuerst als dunkle Ahnung, aber mit
großer Macht, dann als klares Bewußtsein.
Den größten Einfluß in der Familie haben die umgebenden
Personen, in erster Linie Mutter und Vater. Von Natur hilflos,
erfährt das Uind von ihnen für lange Zeit Pflege und Er-
ziehung. Teils als tätiger Teilnehmer, teils als Zuschauer tritt
es zu allen Personen des Hauses in bestimmte Verhältnisse und
macht sich bestimmte Bilder von ihrem gegenseitigen Verhältnis.
Das ist sehr wichtig; denn diese gewonnene Anschauung über-
trägt der Mensch auf alle weiteren Gesellschaftskreise und Lebens-
verhältnisse. Der Geist, welcher im Familienleben herrscht, die
Ordnung oder Unordnung, die Stellung nach außen, zu Fremden,
zu den größeren Lebensgemeinschaften, die Art der Beurteilung
der Welt wird von dem heranwachsenden Bürger unbewußt in
sein Denken, Fühlen und Streben aufgenommen. Dadurch erhält
sein ganzes Denken schon von vornherein eine ganz bestimmte
Richtung. Hier wird zugleich der nationale Charakter dem
Uinde aufgeprägt, der nächst der Sprache hauptsächlich auf der
Art der Familie beruht.
Die tägliche Beschäftigung der Eltern wird ihm früh vertraut.
Es ahmt dieselbe in seinen Spielen nach. Bei größerem Heran-
gewachsenem wird das Uind wohl zur Hilfe bei den elterlichen
Bades ohn. Staats- and Bürgerkunde. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
332
England und seinen Kolonien für fast 1 Milliarde Alt'., so werden
die Engländer nicht zögern, den Zollsatz so hoch zu schrauben, daß
unsere Industrie abgeschnitten wird.
Ähnlich sieht es in den Vereinigten Staaten aus.
Nordamerika hat eine ungeheure Entwicklung hinter sich. Es
ist für uns die Hauptlieferantin von Baumwolle, Petroleum usw.
Es hat alle Rohstoffe in vorzüglicher Güte und reichlicher Menge.
Durch seine Trusts schraubt es die Preise z. B. für Baumwolle so
hoch. dasi wir nicht mehr mit Gewinn arbeiten können. Außerdem
hat es eine Industrietütigkeit geschaffen, die nicht allein für den
eigenen Markt fabriziert, sondern auch ausführt, besonders nach
Mittel- und Südamerika, wie nach Ostasien. Die Frachten nach
diesen Ländern sind für Amerika viel geringer, sie haben die Roh-
stoffe Kohle. Eisen, Baumwolle viel wohlfeiler, daher können sie
viel billiger liefern. Die Folge muß für uns sein in der Zukunft,
dasi wir auch aus diesen Gebieten hinausgedrängt werden.
Dazu kommt im fernen Osten noch ein neuer Mitbewerber,
das sind die Japaner, die in kurzer Zeit nicht nur europäische
Kriegskunst, sondern auch europäischen Gewerbebetrieb mit
Maschinen gelernt haben.
Sie alle engen den Kreis ihres Absatzgebietes einander ein.
Der Volksfreund und Staatsmann sinnen auf Abhilfe zur rechten
Zeit. um allmählich für die entgleitenden Gebiete andere ebenso
konsumfähige einsetzen zu können. Das ist bittere Notwendigkeit
im Interesse der Zukunft unseres deutschen Volkes.
„Ein großes Glück ist es für uns, dasi vor unserem Volke ein
weites Arbeitsfeld liegt, an Fläche das Vaterland fünfmal über-
treffend, das ihm zwar viel Mütz.e und Schweiß kosten, aber tüch-
tiger Arbeit auch guten Gewinn bringen und denen, die nach uns
kommen, die Zukunft sichern wird. Das sind unsere Kolonien.
Sie sollen die Volksmassen aufnehmen, die alljährlich jenseits des
Ozeans, meist in der Union, eine neue Heimat suchen, und in frem-
dem Volkstum aufgehen und so für unser Volkstum verloren sind.
Sie werden Deutschland in dem Bezüge von Nahrungsmitteln
wieder unabhängig machen vom Ausland und dem deutschen Volke
Ersatz bieten für die Länder, wohin andere Völker, die ihnen
näherliegen, billiger verkaufen können. Sie sollen Käufer deut-
scher Waren sein. wenn einmal England sich und seine Kolonien
fremder Einfuhr verschließen sollte."
Nach A. Schröder: Die Kolonien, als notwendige Ergänzung unserer nationalen Wirtschaft.
B.: Kamerun u. s. Hinterland.
125. Worin besteht der Wert unserer Kolonien?
Die Frage nach dem Werte unserer Kolonien für die Wohl-
fahrt des deutschen Mutterlandes muß heutzutage aus ganz an-
deren Gesichtspunkten beantwortet werden, als zur Zeit der Ent-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: A._Schröder
Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Petroleum Ostasien Amerika Deutschland England Kamerun
— 333 —
deckung des Seeweges nach Indien, der Entdeckung des Festlandes
von Amerika und der Gründung der ersten Kolonialreiche. Da-
mals suchten die Kolonialstaaten Portugal und Spanien nur Be-
reicherung ihrer Staatskasse durch Gewinnung von Edelmetall —
der Wert der Kolonien wurde nur nach dem Gewinne an solchen,
d. h. nach dem baren Überschüsse des Gewonnenen über die Aus-
lagen des Mutterstaates bemessen — oder durch Beteiligung an
privaten Ausbeutungsunternehmungen; ob die Kolonien selbst
mit Land und Leuten dabei zugrunde gingen, kam hierbei gar nicht
in Betracht.
Heutzutage geht das Streben für die Staatskasse nicht weiter,
als die für die Kolonie gemachten Auslagen wenigstens zum
größten Teil wieder zurückzubekommen und die Kolonien finanziell
auf eigene Füße zu stellen, so daß sie ihrerseits ihre Aufwendungen
selbst aufbringen können, und dem Mutterstaate keine Auslagen
verursachen.
Indirekt bleibt dann mit der wachsenden Entwicklung jener
dem Mutterstaate dennnoch ein reicher Nutzen.
I.
Die Zunahme der Bevölkerung des Deutschen Reiches, mit
welcher der Ertrag seiner Ernährungsquellen nicht Schritt zu
halten vermag, führt dazu, daß alljährlich viele Tausende — in
früheren Jahren bis zu 200 000 Köpfe, zurzeit 20—25 000 — aus-
wandern, meist tüchtige Leute, in Deutschland erzogen und heran-
gebildet, die im fremden Lande nicht nur mit ihrer Persönlichkeit,
sondern auch mit ihrem Besitze, ihrer Arbeitskraft und Kaufkraft
dem Mutterlande unwiederbringlich verloren sind.
Es ist daher von höchster Bedeutung, einen möglichst großen
Teil dieser auswandernden Werte dem Heimatlande dadurch zu
erhalten, daß sie sich in einem Gebiete niederlassen, das ihnen freie
Betätigung ihres Schaffensdranges gewährt und sie gleichzeitig
dem Deutschen Reiche erhält.
Dies setzt voraus, daß das Deutsche Reich Ansiedler-
kolonien besitze von solchem Umfange, solchen klimatischen und
Bodenverhältnissen, daß dort eine zahlreiche weiße Bevölkerung
wohnen, in eigener Arbeit produzieren und es dabei wirtschaftlich
vorwärtsbringen könne.
Diese Anforderungen vermag vor allem Deutsch-Süd-
w e st a f r i k a zu erfüllen, das südtropisch gelegen in seinem mitt-
leren und südlichen Teil zu Rindvieh-, Pferde-, Schaf-, Ziegen- und
Straußenzucht ebenso vortrefflich geeignet ist, während das nörd-
liche Südwestafrika sich auch zur Feld-, Garten- und Weinkültur
eignet und überdies im ganzen Lande reiche Kupfererzlager dein
Bergbau Gewinn versprechen. Hauptaufgabe der Verwaltung
muß deshalb sein, den Ansiedlern die Niederlassung und den Auf-
enthalt zu erleichtern, ihnen die Sicherheit des Lebens und Eigen-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien Amerika Portugal Spanien Deutschland
310
Hamburg wiesen im Jahre 1896 im Bergleich mit dem Durch-
schnitt der Jahre 1871 bis 1880 eine Verminderung von
60 Millionen, oder auf, während in derselben Zeit die Zu-
fuhren von Übersee sich um 7oo Millionen oder 350% hoben.
In den fünfziger Jahren betrug die Ausfuhr von Hamburg
nach England % des Gesamthandels, 1896 nur noch V4- Dies
beruht darauf, daß in Deutschland immer kräftiger solche Industrien
sich entwickelt haben, die ihre Rohmaterialien von überseeischen
Ländern beziehen, wie andererseits die Aufmerksamkeit sich immer
mehr darauf gerichtet hat, den in Deutschland verfertigten Fabrikaten
die überseeischen Märkte zu erschließen.
Einst mußte man im Außenhandel überwiegend mit fremdem
Capital und fremden schiffen arbeiten, weshalb dem Auslande
auch der Löwenanteil am Gewinn zufloß. Heute ist es anders
geworden. Milliarden deutschen Kapitals arbeiten im Auslande,
teils durch dortige Unternehmungen, teils durch Darlehen, die
Deutschland fremden Kapitalsuchern gegeben hat. 5oo bis 6oo
Millionen fließen jährlich ins Land durch die Kanäle des deutschen
Besitzes fremder Wertpapiere, nicht geringer dürften sich die Ein-
nahmen aus den überseeischen Handelsgeschäften für den deutschen
Handel und die deutsche Industrie belaufen. Wir haben drüben
Faktoreien und Pflanzungen, Fabriken und Bergwerke, Warenlager,
Handlungshäuser und Banken. Die Erträge der Seefischerei, einst
sehr gering, haben sich in zwei Jahrzehnten vielleicht auf 20 Millionen
erhöht. Wir haben begonnen, Kolonien zu bearbeiten, wir haben
angefangen, eine Marine zu begründen. Die Grundlagen zum
weitern Fortschreiten nach dieser Richtung sind gegeben, und es
wäre töricht, wollten wir unsern Außenhandel, der für den Kauf-
irtcmn, mehr aber noch für die deutsche Industrie so gewinnbringend
ist. einzuschränken suchen. Ihm verdankt es der Arbeiter vielfach,
daß seine Beschäftigung, auch wenn die Preise sinken, fortdauern
kann, und daß die Löhne nicht herabgedrückt zu werden brauchen.
Wenn es erforderlich ist, daß unserer Landwirtschaft geholfen
wird, so wäre nichts verkehrter, als dies dadurch zu versuchen,
daß man eine der Einnahmequellen der deutschen Volkswirtschaft,
den Außenhandel, verstopft. Gerade dadurch, daß wir unser
Kapital in Ländern arbeiten lassen, wo es höhere Erträge bringt
als bei uns, können wir am ersten in die Lage kommen, die
heimische Landwirtschaft zu stützen, den heimischen Arbeiterstand
fortgesetzt zu heben.
Aber wir dürfen uns auch nicht von außen schädigen lassen,
sondern müssen im Wettbewerb mit den übrigen Nationen an-
dauernd eine vorteilhafte Stellung auf dem Weltmarkt zu ge-
winnen suchen. In der Mitte Europas gelegen, Kreuzungspunkt
wichtiger und wesentlicher Verkehrsadern, kann Deutschland aus
dem Kreise seiner jetzigen Entwicklung nicht heraustreten; es muß
mitgehen oder untergehen. Es muß für seine rasch wachsende
Bevölkerung sorgen und sich den Zutritt zu solchen Gebieten
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hamburg England Deutschland Deutschland Deutschland Europas Deutschland
401
ersetzt werden. Ringsum sind wir voll starken Staaten einge-
schlossen und iir viel höherein Grade der Gefahr ausgesetzt, in
kriegerische Verwicklungen zu geraten als irgendein anderes Volk
Europas. Unser deutsches Volk hat mit allen Nachbarn Kämpfe
auszufechten gehabt. Wir gerieten aber auch oft in Mitleiden-
schaft, wenn andere Völker sich schlugen. Deutschland ist infolge
seiner zentralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahr-
hunderte hindurch der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen.
Kein Land hat so viele Schlachtörter als unser Vaterland. „Im
weiten Umkreis Europas g-bt es kein Volk, von den Spaniern bis
zu den Mongolen, von den Finnen bis zu den Mauren, das sich
nicht auf deutschem Boden geschlagen hätte." Fast alle großen
Kriege: der Dreißigjährige, der Siebenjährige Krieg, die Raub-
kriege Ludwig Xiv., die Napoleonischen Kriege, sind ganz oder
zum Teil in Deutschland ausgefochten worden. Man hat daher
Deutschland auch „das Schlachtfeld Europas" genannt. Durch diese
Kriege ist der Wohlstand Deutschlands sehr arg geschädigt worden.
Also: Deutschland muß unter allen Umständen militärisch stark
und den Nachbarn gewachsen sein. Unsere geographische Lage be-
wahrt uns vor Erschlaffung, macht uns wachsam und zwingt uns
zu den größten Kraftanstrengungen. Bismarck sagte einmal mit
Recht: „Gott hat üns in die Lage versetzt, in der wir durch unsere
Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Versumpfung
und Trägheit zu geraten. Die französisch-russische Pression, in die
wir genommen werden, zwingt uns zum Zusammenhalten und
wird unsere Zusammenhangskraft auch durch Zusammendrücken
erheblich steigern, so daß wir in dieselbe Lage der Unzerreißbarkeit
kommen, die fast allen anderen Nationen eigentümlich ist. und die
uns bis jetzt noch fehlt."
Für unser deutsches Vaterland liegt in seiner mittleren, nach-
barreichen Lage sowohl Schwäche als auch Kraft. Deutschland
b e st e h t nur. wenn e s st a r k i st, ein schwacher Staat würde
dem konzentrischen Drucke erliegen. Und Deutschland kann die
Vorteile der zentralen Lage nur nützen, wenn es stark ist.
Daher braucht Deutschland ein starkes, schlagfertiges Heer,
jederzeit bereit und stark genug, unberechtigte Eingriffe in deutsche
Wirtschasts- und Herrschaftsgebiete mit Nachdruck zurückzuweisen.
Darunst ist unsere Armee nicht nur nicht überflüssig, wie eine
Partei immer behauptet, sondern sie ist eine bittere Notwendig-
keit zur Erhaltung des Bestandes, des Wohlstandes und des
Glückes unseres geliebten Vaterlandes. Nach Verschiedene».
154. Die Wehrpflicht.
„Oh. welche Lust. Soldat zu sein", heißt es in einem fröh-
lichen Liede. Die Waffenfreudigkeit steckt unserem germanischen
Volke im Blute. Die Liebe zum Schwerte ist uns von den alten
Bodesohn, Sinais- imd Biirgcrlmndc. 26
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Europas Deutschland Europa Europas Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
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Das Meer und seine wesentlichsten Verkehrsstraßen können
also doch geschlossen werden, sei es mit Gewalt, sei es durch Gesetze
(Blockade — Navigationsakte). Beides hat nur der zu dulden,
der sich nicht zu wehren vermag. Wehrmacht zur See bedarf also
jeder, der an dem Seeverkehr interessiert ist.
Schließlich ist jede wachsende Nation darauf angewiesen, sei
es in überseeischen Kolonien, sei es in überseeischen, auch halb-
zivilisierten Staaten Erwerb und Unterkunft für ihren Überschuß
an Menschen und Kapital zu suchen, und diese Vorwerke unseres
Wirtschaftslebens haben Anspruch auf den Schutz des Heimatlan-
des. Nur eine Kriegsflotte kann diesen Schutz gewähren, nur sie
kann dem Wort unserer diplomatischen Vertreter Nachdruck ver-
leihen.
„Ein Kriegsschiff ist der beste Gesandte."
Was würde es für Folgen haben, wenn wir zur See machtlos
wären?
Wir brauchen dazu nur den Hinweis auf die Geschichte. Das
Wachsen unseres Wohlstandes, das niemand bestreiten kann, ist
genau so alt, als unser Deutsches Reich, das uns von jahrhunderte-
langer Ohnmacht erlöst hat. Und dieses Reich konnte nur mit
Waffenmacht geschaffen, kann nur mit Waffenmacht erhalten
werden.
Genau ebenso steht es mit der Macht zur See!
Wenn wir zur See nicht mächtig sind, dann sind wir auch dort
nur geduldet, wie wir es vorlängst auch zu Lande waren und
können jederzeit ausgeschlossen werden, wie wir es zu Lande vor
100 Jahren erlebt haben.
Und was wäre die Folge davon? Könnten wir uns denn
nicht ruhig mit dem bescheiden, was uns dann noch bleibt? —
Das reicht nicht zum Leben! — Die Folge wäre allgemeines
Elend!
Nicht nur. daß alles verschwinden würde, was unser Leben
schmückt, daß die Pflege der allgemeinen Wohlfahrt, die heute den
schönsten Schmuck unseres Vaterlandes bildet, verkümmern müßte,
nein: Das allgemeine Elend!
Wie die Hungersnot die großen Massen zuerst und am
schwersten trifft, so träfe auch dieses allgemeine Elend zuerst die
große Masse, und dann langsam aber sicher alle.
Den Arbeitern, die die tausenderlei Artikel anfertigen, die
unser Handel über die Meere führt, ihnen würde das fehlen, was
sie brauchen: die Arbeit und ihr Lohn.
Unsere Kriegsmacht zu Lande wie zur See ist die einzig wirk-
sanre Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Sie
verhütet die Not. das ist wirksamer als das Almosen, das die
Not dürftig lindert.
Und noch etwas: es gibt auch eine Ehre! Sie ist kein eitler
Wahn, auch sie gehört zur Wohlfahrt.
Willst du in der Welt nur geduldet, nach Belieben auch ge-
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